Ankündigung Gasspeicherreport 3 - Gasspeicherfüllstände in Deutschland
Sei dem 29.07.2022 gilt die Verordnung zur Anpassung von Füllstandsvorgaben für Gasspeicheranlagen des Bundeswirtschaftsministeriums. Danach ist zu den Stichtagen 01. September, 01. Oktober und 01. November ein Anteil von 75 Prozent, 85 Prozent, bzw. 95 Prozent am Arbeitsgasvolumen der Gasspeicheranlagen vorzuhalten.
Nach der Wartungsphase von Nord Stream 1 wird weiterhin Gas über diese Pipeline transportiert. Anfänglich (vom 21.07. bis zum 26.07) noch mit etwa 40 Prozent der maximalen Kapazität, wie vor der Wartungsphase. Seit Mittwoch, den 27.07. wird aber nur noch täglich etwa 20 Prozent der möglichen Menge über die Pipeline importiert. Bis auf einen leichten Rückgang des Wachstums am 27.07. hat sich die Geschwindigkeit, mit der die Speicher gefüllt werden, durch die Reduzierung des Gasflusses aus Russland jedoch bis jetzt nur wenig verlangsamt. Allerdings liegen bisher nur Daten von 3 Tagen vor, an denen der Transport durch Nord Stream 1 lediglich 20 Prozent beträgt.
Um abschätzen zu können, ob das Ziel von 95 Prozent Speicherfüllstand aller Gasspeicher zusammen am ersten November erfüllt werden kann, betrachten wir in der folgenden Grafik drei Szenarien. Sie können sich den Füllgrad in Prozent zu einem bestimmten Tag anzeigen lassen, wenn Sie mit der Maus über der entsprechenden Linie hovern.
- Durchgezogene schwarze Linie: Das Wachstum der vergangenen
verfügbaren sieben Tage wird einfach fortgeschrieben.
Ergebnis: Im Vergleich zum Zeitpunkt des letzen Reports hat sich die Geschwindigkeit des Zuwachses verlangsamt. Das 95-Prozent-Ziel wäre nun erst um den 08. Oktober statt um den 20. September erreicht. - Gestrichelte Linie: Dieses Szenario verbindet einfach nur die
aktuellen Füllstände mit den 95 Prozent am 01. November. Wird diese
Gerade zu steil, ist es unrealistisch, dass täglich ausreichend Gas zur
Verfügung steht, um das Ziel noch zu erreichen. Solange die
durchgezogene Linie des aktuellen Trends oberhalb dieser Linie liegt,
kann in der kommenden Zeit im Schnitt auch weniger Gas pro Tag
eingespeichert werden, um das Ziel zu erreichen. Liegt sie darunter,
muss in Zukunft mehr Gas eingespeichert werden, um das Ziel zu
erreichen. Dabei ist zu beachten, dass es mit der beginnenden
Heizperiode schwieriger wird, ausreichend Gas zum Einspeichern zu
beschaffen. In der Vergangenheit begann der mittlere Zuwachs der
Speicherfüllstände ab Ende August / Anfang September langsam abzuflachen
Ergebnis: Aktuell (Durchschnitt der Daten der letzten 7 verfügbaren Tage) speichern wir täglich mehr Gas ein, als im Schnitt bis Anfang November täglich notwendig ist. - Gepunktete Linie: Es wird nur der mittlere Zuwachs der Jahre mit
niedrigen Speicherständen zum Ende der Heizperiode verwendet. Außerdem
wird 2013 nicht verwendet, da ein auffälliger Sprung in der Zeitreihe
Anfang Oktober die Vergleichbarkeit reduziert. Dieses Szenario beruht
auf der Beobachtung, dass die Befüllung der Gasspeicher in den
vergangenen 10 Jahren im Großen und Ganzen zwei Linien gefolgt ist:
Einem langsamen Wachstum, wenn die Speicher im Winter nicht so stark
entleert wurden, und einem starken Wachstum, wenn die Speicher zu Beginn
des Frühjahrs ähnlich weit geleert waren wie nach diesem Winter. Da
diese Entwicklung besser zum aktuellen Jahr passt, betrachten wir sie in
einem eigenen Szenario.
Ergebnis: Auf dem historischen Pfad würden die gesetzlichen Bedingungen fast erreicht werden (94 Prozent am 01.November), dieses Szenario ist aber abhängig von der weiteren Gasversorgung aus Russland.
Datengrundlage
Die Speicherstände der Gasspeicher entstammen dem Aggregated Gas Storage Inventory. Die Daten werden zwei Tage verzögert publiziert. Der aktuellste Wert ist also der Speicherstand für Vorgestern. Nicht alle Speicher melden an allen Tagen Daten. Nicht gemeldete Daten werden von Gas Infrastructure Europe (GIE) geschätzt und bei späteren Updates auf die gemeldeten Daten korrigiert. Dies kann insbesondere dazu führen, dass sich der aktuelle Trend der letzten Tage auch umdrehen kann. Insbesondere bei Trendwenden ist es deshalb ratsam ein paar Tage abzuwarten, ob diese noch korrigiert werden. Auch eine Plausibilisierung mit anderen Informationsquellen ist empfehlenswert.
Insbesondere nach Wochenenden kann es auch zu fehlenden Werten führen, was insbesondere an den spontan sinkenden Speicherkapazitäten ersichtlich ist. Vereinzelt existieren Füllstände, die etwas höher liegen als die angegebene Kapazität, wie zum Beispiel aktuell in Portugal.
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Sönke Gäthke, Redakteur für Energie und Mobilität
Bernhard Armingeon, Software Entwickler
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