Medizin & Lebenswissenschaften

7. Januar 2022

SMC Corona Report

Dieser wöchentliche Report des Science Media Center Germany (SMC) fasst das aktuelle Corona-Geschehen anhand relevanter Kennzahlen zusammen und bietet neue Blickwinkel auf die verfügbaren Daten.

Das SMC verschafft Ihnen damit einen raschen Überblick über den Verlauf der gegenwärtigen Pandemie in Deutschland. Wir liefern nicht nur die nackten Zahlen, sondern ordnen die Statistiken und ihre zeitliche Entwicklung auch ein. So können Sie mit einem Blick die sich dynamisch verändernde aktuelle Situation erfassen.

Überblick

  • Die aktuelle Lage
  • Fallzahlen in Deutschland und den Bundesländern
  • Fallzahlen auf den Intensivstationen
  • Fallzahlen in den Altersgruppen
  • Fälle nach Meldedatum
  • Auffällige Kreise
  • Die Datenbasis
  • Corona Zeitreihen – die SMC Apps

Die aktuelle Lage

  • Wachstum der Inzidenzen wegen Feiertagen und Omikron-Variante
  • Zahl der belegten Intensivbetten durch COVID-19-Fälle weiterhin rückläufig
  • Impftempo weiterhin langsam

Die Fallzahlen werden weiterhin durch diverse Sondereffekte beeinflusst. Während die 7-Tage-Inzidenz aufgrund des Jahreswechsels zu niedrig ist, wird das wöchentliche Wachstum über Weihnachten zu hoch eingeschätzt. Letzteres muss unbedingt berücksichtigt werden, wenn das erwartbare Wachstum durch die Verbreitung der Omikron-Variante betrachtet wird. Zeitgleich sind für etwa Dreiviertel der Bevölkerung noch Schulferien, was die Inzidenz durch die ausbleibenden Schultestungen nach unten drückt. Die hohe Positivrate von rund 40 Prozent bei den PCR-Testungen von 5- bis 14-Jährigen Kindern hängt auch mit den fehlenden Schultests zusammen. In der kommenden Woche wird das Wachstum der Inzidenzen bei Kindern und Jugendlichen dann durch die Testungen zu hoch geschätzt. Erst ab Mitte Januar sind die Zahlen dann wieder einfacher zu beurteilen.

Im aktuellen Wochenbericht des RKI wird der Omikron-Anteil für die 51. Kalenderwoche mit 20 Prozent angegeben. Das entspräche einer Varianteninzidenz von 47 und damit nicht einmal einer Verdopplung zur Vorwoche (30). Hier ist bei der Interpretation allerdings Vorsicht geboten: Die 51. Kalenderwoche ist über Weihnachten schon stark untererfasst. Normalerweise wirkt sich eine Untererfassung nicht auf den Anteilsschätzer der randomisierten Genomsequenzierung aus. Da die Omikron-Variante aber mildere Krankheitsverläufe mit sich bringt, kann sie von der Untererfassung stärker betroffen sein als die Delta-Variante. Damit ist plausibel, dass der Omikron-Anteil in der Kalenderwoche 51 unterschätzt wird. Realistisch macht die Omikron-Variante aktuell mehr als die Hälfte der Fälle in Deutschland aus.

Die Zahl der mit COVID-19-Fällen belegten Intensivbetten ist weiterhin rückläufig. Auch in Thüringen zeichnet sich aktuell ein Rückgang ab. Hier war die Zahl der belegten COVID-Betten in der Delta-Welle bisher nicht nennenswert zurückgegangen. In London sinkt die Zahl der täglichen Hospitalisierungen leicht. Bei der Zahl der beatmeten Fälle gibt es weiterhin keinen größeren Anstieg.

Beim Vergleich mit der Situation in London muss weiterhin die unterschiedliche Impfquote beachtet werden. Die Zahl der durchgeführten Impfungen sind seit Weihnachten deutlich eingebrochen. Aktuell werden mit knapp über 300 000 Auffrischimpfungen nur noch etwa ein Drittel der Zahlen von Mitte Dezember erreicht, obwohl die Auffrischimpfquoten noch eher niedrig ausfallen. Die für das Gesundheitssystem besonders relevanten Impfquoten der über 60-Jährigen sind weiterhin niedrig. Nur 64,6 Prozent der ab 60-Jährigen haben laut digitalem Impfquotenmonitoring eine Auffrischimpfung erhalten, der Anteil der vollständig Geimpften liegt in dieser Altersgruppe bei 87,4 Prozent. Von den etwa 30 000 täglich durchgeführten Erstimpfungen fallen etwa 2000 der Altersgruppe der ab 60-Jährigen zu.

Fallzahlen in Deutschland und den Bundesländern

Die Grafik zeigt die Inzidenzen einmal für alle Altersgruppen und einmal ab 60 Jahren. Die Inzidenzen steigen aufgrund der Verbreitung der Omikron-Variante, aber auch dadurch, dass Weihnachten nicht mehr im Intervall der vergangenen sieben Tage liegt.

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Die Grafik zeigt für jeden Tag das prozentuale Wachstum der geglätteten Fallzahlen im Vergleich zur Vorwoche. Dabei werden einmal alle gemeldeten Fälle berücksichtigt und einmal nur Fälle mit einem Alter von mindestens 60 Jahren. Das Wachstum wird aufgrund der Feiertage überschätzt. Insgesamt ist aber auch ohne diesen Effekt ein Wachstum durch die Omikron-Variante zu erwarten.

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Im Folgenden wird das Wachstum der Inzidenz vom 02.01.2022 im Vergleich zur Vorwoche betrachtet. Das Inzidenzwachstum liegt aufgrund der Feiertage eher zu hoch.

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Fallzahlen auf den Intensivstationen

Die Zahl der COVID-19-Fälle auf den Intensivstationen sinkt deutlich.

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Einen besseren Eindruck von der aktuell beschleunigten Dynamik bekommt man – wie immer bei exponentiellem Wachstum –, wenn man auf das prozentuale Wachstum schaut. In der folgenden Grafik ist das prozentuale Wachstum der mit COVID-19-Fällen belegten Intensivbetten im Vergleich zur Vorwoche abgetragen. Zusätzlich ist auch das um eine Woche verschobene Wachstum der gemeldeten Fallzahlen der Altersgruppen ab 60 Jahren dargestellt. Da gemeldete Fälle in der Regel erst nach einigen Tagen intensivmedizinisch behandelt werden müssen – sofern sie diese Behandlung benötigen, sind durch diese Verschiebung die Wachstumsraten besser zu vergleichen.

Der Rückgang der Zahl der mit COVID-19-Fällen belegten Betten auf den Intensivstationen beschleunigt sich. Die starken Schwankungen im Inzidenzwachstum der ab 60-Jährigen beruht auf der verminderten Zahl der durchgeführten Tests an den Feiertagen und bildet nicht die Realität ab. Die Situation auf den Intensivstationen sollte demnach nicht davon beeinflusst werden. Durch die geringeren Hospitalisierungsquoten der Omikron-Variante ist in der nächsten Zeit ein langsameres Wachstum der Zahl der belegten Betten im Vergleich zur Inzidenz zu erwarten, bis der Übergang von der Delta- auf die Omikron-Variante auf den Intensivstationen vollzogen ist.

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Einige nördliche Bundesländer Bundesländer verzeichnen steigende Zahlen der COVID-19-Fälle auf den Intensivstationen.

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Schaut man sich nach Bundesländern an, wie die Intensivstationen ausgelastet sind, lag im vergangenen Winter das jeweilige Maximum auf einem anderen relativen Niveau. Während Berlin und Sachsen in der Spitze eine Auslastung von etwa 40 Prozent erreichten, waren in Schleswig-Holstein nicht einmal 20 Prozent der gemeldeten Intensivbetten mit COVID-19-Fällen belegt. Die relative Grenze schwankt dabei über die Zeit, da nicht an jedem Tag gleich viele verfügbare Betten gemeldet werden. Um die relative Belastung vergleichen zu können, werden auf der Y-Achse unterschiedliche absolute Skalen verwendet. In Thüringen gibt es erste Anzeichen eines Rückgangs bei der Zahl der durch COVID-19-Fälle belegten Betten.

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Fallzahlen in den Altersgruppen

Die Grafik zeigt die Inzidenzen in den Altersgruppen nach Kalenderwoche.

Die Inzidenz steigt besonders stark in den Altersgruppen zwischen 20 und 30 Jahren. Wegen der Schulferien wird bei Kindern und Jugendlichen noch weniger getestet, was das Bild verzerrt. Insgesamt beeinflussen auch die Feiertage das Wachstum noch.

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Die Inzidenzen sind aufgrund der Feiertage noch nicht interpretierbar. Die hohe Testpositivrate bei den 5 bis 14-Jährigen ist auf die ferienbedingt ausfallenden Schultestungen zurückzuführen.

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Fälle nach Meldedatum

Da die Zahl der neu bestätigten Infektionsfälle (blaue Balken) im Wochenrhythmus schwankt, wird an dieser Stelle auch ein Mittelwert der jeweils vergangenen sieben Tage angegeben (blaue Linie). Da die vergangenen sieben Tage betrachtet werden, läuft dieser Wert den Meldezahlen immer etwas nach.

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Auffällige Kreise

Die Tatsache, dass die Kreise in Deutschland sehr unterschiedliche Einwohnerzahlen haben, macht die Vergleichbarkeit schwer. Relative Maßzahlen können bei kleinen Kreisen dazu führen, dass Zufallsschwankungen großen Einfluss haben, große Kreise haben bei gleicher relativer Anzahl viel mehr Fälle, so dass sie bei absoluten Maßzahlen eher auffallen.

Die folgenden beiden Tabellen enthalten vier verschiedene Maßzahlen. Für den 4.01.2022 werden jeweils die für sieben Tage geglätteten Fallzahlen pro Tag und die Inzidenz angegeben. Darüber hinaus wird jeweils die Differenz der Maßzahl zu dem Wert vom 28.12.2021 angegeben, um eine Veränderung zur Vorwoche zu betrachten.

Die erste Tabelle zeigt die zehn Kreise mit den höchsten Differenzen der Fallzahlen zur Vorwoche, in der zweiten Tabelle werden die Kreise mit den höchsten Differenzen der Inzidenz zur Vorwoche angegeben. Während auf Grund der absoluten Maßzahl in der ersten Tabelle eher große Kreise enthalten sind, werden in der zweiten Tabelle tendenziell kleinere Kreise aufgezählt. Beide Tabellen geben keine Aussage darüber, ob hier steigende Fallzahlen im gesamten Kreis oder nur in einigen Einrichtungen vorliegen.

LandkreisDifferenz Fälle pro TagFallzahlen pro TagDifferenz InzidenzInzidenz
SK Hamburg460.41390.7174.0525.5
SK Bremen273.4528.4337.8652.9
LK Rendsburg-Eckernförde173.7221.6442.6564.5
SK München151.6584.071.3274.7
SK Frankfurt am Main149.1420.0136.7384.8
SK Köln146.7511.094.8330.1
SK Düsseldorf136.3362.3153.8408.7
Städteregion Aachen122.1277.6153.6349.1
SK Kiel114.6173.3325.2491.9
LK Pinneberg100.3192.6221.4425.1
LandkreisDifferenz Fälle pro TagFallzahlen pro TagDifferenz InzidenzInzidenz
LK Rendsburg-Eckernförde173.7221.6442.6564.5
LK Dithmarschen77.7126.3408.2663.4
LK Sankt Wendel44.459.0359.7477.7
SK Bremen273.4528.4337.8652.9
SK Kiel114.6173.3325.2491.9
LK Osterholz50.795.6309.7583.6
LK Nordfriesland72.6103.6303.9433.7
SK Flensburg30.054.0233.5420.3
LK Pinneberg100.3192.6221.4425.1
SK Bremerhaven33.755.6207.9342.6

Die Datenbasis

Diesem Report liegen die Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) zu Grunde, die auf GitHub zur Verfügung gestellt werden. Da ein Teil der Daten erst Tage nach dem offiziellen Meldedatum vom RKI erfasst werden, können sich diese auch nachträglich ändern. Insbesondere die jüngsten Daten unterliegen in der Regel noch starken Veränderungen und werden in diesem Report deswegen grau hinterlegt. Der Datensatz ist nach den Landkreisen und kreisfreien Städten, Berlin zusätzlich in die Bezirke aufgeteilt. Die Zahl der nicht diagnostizierten Fälle ist unbekannt und daher nicht enthalten.

Weitere Datenquellen sind die SurvStat-Datenbank des RKI und das DIVI-Intensivregister. Bevölkerungsdaten stammen aus der Genesis-Datenbank des statistischen Bundesamts beziehungsweise des Landesamts Berlin-Brandenburg.

Der in diesem Bericht verwendete Begriff Inzidenz ist allgemein als die Häufigkeit der in einer Zeitspanne neu auftretenden Fälle einer Erkrankung innerhalb einer Population definiert. Hier sind damit immer die in den vergangenen sieben Tagen gemeldeten Fälle pro 100 000 Personen gemeint.

Corona Zeitreihen – die SMC Apps

Seit Beginn des Jahres 2020 und verstärkt in Zeiten der Corona-Pandemie verfolgt und bewertet die Redaktion und das SMC Lab täglich alle zugänglichen Daten und Meldezahlen zu COVID-19. Doch Zahlen, Fakten und Grafiken reichen für sich allein nicht aus, das komplexe Geschehen angemessen zu beschreiben und zu verstehen, was relevant ist.

Für informierte Diskussionen hatte das SMC Lab, seine Programmierer, Software-Experten und unser Statistiker bereits zu Jahresbeginn Tools zur Verfügung gestellt, damit die Redaktion interaktiv Daten zu COVID-19 verfolgen, diese visuell leicht erfassbar darzustellen und um wichtige Maßzahlen in Zeitreihen beobachten zu können - für Deutschland, die Bundesländer, die Kreise und kreisfreien Städte sowie International.

Diese Tools stellen wir nun schrittweise in interaktiven Apps zur Verfügung, damit Nutzerinnen und Nutzer dort Daten anschauen und downloaden können, die für Sie relevant sind.

Die Meldezahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) zur Corona-Epidemie in Deutschland finden Sie unter diesem Link.

Die internationalen Meldezahlen der Weltgesundheitsorganisation WHO finden Sie unter diesem Link.

Ihre Ansprechpartner in Redaktion und SMC Lab

Wenn Sie Fragen zu diesen Daten haben oder Auswertungen für weitere Länder erhalten wollen, das SMC Lab kann Auswertungen erzeugen.

Lars Koppers, Gastwissenschaftler am SMC Lab

Heinz Greuling, Leiter Innovation Digitale Medien

Marleen Halbach, Redaktionsleiterin

Telefon: +49 221 8888 25-0
E-Mail: redaktion@sciencemediacenter.de