SMC Corona Report
Dieser wöchentliche Report des Science Media Center Germany (SMC) fasst das aktuelle Corona-Geschehen anhand relevanter Kennzahlen zusammen und bietet neue Blickwinkel auf die verfügbaren Daten.
Das SMC verschafft Ihnen damit einen raschen Überblick über den Verlauf der gegenwärtigen Pandemie in Deutschland. Wir liefern nicht nur die nackten Zahlen, sondern ordnen die Statistiken und ihre zeitliche Entwicklung auch ein. So können Sie mit einem Blick die sich dynamisch verändernde aktuelle Situation erfassen.
Nach einer weiteren Woche zeigt sich, dass der Rückgang der Inzidenzen nicht allein durch überlastete Institutionen zustande gekommen sein kann. Der Laborverband ALM e.V. verzeichnet einen leichten Rückgang der Positivrate, auch die Auslastung sinkt etwas, liegt aber insgesamt und speziell regional noch zu hoch, sodass es hier weiterhin zu Meldeverzögerungen und hoher Dunkelziffer kommen kann. Der Rückgang der Inzidenzen ist regional sehr unterschiedlich, ein Großteil des Rückgangs ist auf den starken Rückgang in Bayern zurückzuführen. In anderen Bundesländern wie Thüringen und Sachsen-Anhalt steigen die Inzidenzen noch.
Der Einfluss der Omikron-Variante auf das epidemiologische Geschehen in Deutschland lässt sich noch nicht zuverlässig abschätzen. Frühe Schätzungen des Inzidenzwachstums aus dem Vereinigten Königreich und Dänemark sind weiterhin mit Vorsicht zu genießen, wie im Extra-Report zur Alpha-Variante beschrieben. Neue Zahlen zur Verbreitung der Variante in Deutschland werden erst heute Abend mit dem Wochenbericht des RKI erwartet. Ein Trend wird sich aber erst um Weihnachten abzeichnen, wenn die anstehenden Festtage dann nicht schon die Datenqualität beeinflussen.
Durch den Inzidenzrückgang in den oberen Altersgruppen ist kurzfristig nicht mehr zu befürchten, dass es zu einem neuen Höchstwert der COVID-19-Fälle auf den Intensivstationen kommen könnte. Da diese Belastung auf den Intensivstationen verzögert eintritt, bleibt die Gesamtbelastung weiterhin hoch. Insbesondere kann ein erneutes Ansteigen der Inzidenz durch Virusvarianten oder geändertes Verhalten der Bevölkerung auch schnell zu einem erneuten Anstieg der ohnehin schon hohen Zahlen führen. Eine weitere Entlastung dürfte sich aktuell wegen der durchgeführten Auffrischimpfungen ergeben. Mit über 700 000 Auffrischimpfungen pro Tag sind die ausgerufenen Ziele von 30 Millionen Dosen bis Weihnachten nicht erreichbar, eine Auffrischimpfquote von über 50 Prozent in den Altersgruppen ab 60 Jahren scheint bei dem aktuellen täglichen Fortschritt aber bis Weihnachten erreicht zu sein. Die Zahl der täglich durchgeführten Erstimpfungen ist allerdings schon wieder rückläufig.
Die Grafik zeigt die Inzidenzen einmal für alle Altersgruppen und einmal ab 60 Jahren. Die Inzidenzen sinken nun deutlich, insbesondere bei der Altersgruppe ab 60 Jahren.
Die Grafik zeigt für jeden Tag das prozentuale Wachstum der geglätteten Fallzahlen im Vergleich zur Vorwoche. Dabei werden einmal alle gemeldeten Fälle berücksichtigt und einmal nur Fälle mit einem Alter von mindestens 60 Jahren. Das Wachstum ist inzwischen negativ, insbesondere in der Altersgruppe ab 60 Jahren gehen die Inzidenzen aktuell deutlich zurück.
Im Folgenden wird das Wachstum der Inzidenz vom 04.12.2021 im Vergleich zur Vorwoche betrachtet. Regional gibt es deutliche Unterschiede. In den besonders stark betroffenen Bundesländern steigt die Inzidenz nur noch in Thüringen. Aber auch hier verlangsamt sich das Wachstum. Bayern verzeichnet den größten prozentualen Rückgang.
Die Zahl der COVID-19-Fälle auf den Intensivstationen steigt nur noch langsam, zuletzt gab es sogar einen kleinen Rückgang.
Einen besseren Eindruck von der aktuell beschleunigten Dynamik bekommt man – wie immer bei exponentiellem Wachstum –, wenn man auf das prozentuale Wachstum schaut. In der folgenden Grafik ist das prozentuale Wachstum der mit COVID-19-Fällen belegten Intensivbetten im Vergleich zur Vorwoche abgetragen. Zusätzlich ist auch das um eine Woche verschobene Wachstum der gemeldeten Fallzahlen der Altersgruppen ab 60 Jahren dargestellt. Da gemeldete Fälle in der Regel erst nach einigen Tagen intensivmedizinisch behandelt werden müssen – sofern sie diese Behandlung benötigen, sind durch diese Verschiebung die Wachstumsraten besser zu vergleichen.
Das Wachstum bei den mit COVID-19-Fällen belegten Betten auf den Intensivstationen hat sich deutlich verlangsamt. Da das Inzidenzwachstum in der Altersgruppe ab 60 Jahren inzwischen negativ ist, ist kurzfristig sogar mit dem Rückgang der Belegungszahlen zu rechnen.
Das Wachstum der Zahl der COVID-19-Fälle auf den Intensivstationen ist in den stark betroffenen Bundesländern deutlich gesunken oder geht sogar zurück. Kein bevölkerungsreiches Bundesland weist mehr Wachstumsraten über 10 Prozent aus.
Schaut man sich nach Bundesländern an, wie die Intensivstationen ausgelastet sind, lag im vergangenen Winter das jeweilige Maximum auf einem anderen relativen Niveau. Während Berlin und Sachsen in der Spitze eine Auslastung von etwa 40 Prozent erreichten, waren in Schleswig-Holstein nicht einmal 20 Prozent der gemeldeten Intensivbetten mit COVID-19-Fällen belegt. Die relative Grenze schwankt dabei über die Zeit, da nicht an jedem Tag gleich viele verfügbare Betten gemeldet werden. Um die relative Belastung vergleichen zu können, werden auf der Y-Achse unterschiedliche absolute Skalen verwendet. Insbesondere in den Hotspots ist die Belastung der Intensivstationen weiterhin sehr hoch. Auch wenn der Inzidenzrückgang anhalten sollte, wird sich die Situation dort nur langsam entspannen.
Die Grafik zeigt die Inzidenzen in den Altersgruppen nach Kalenderwoche.
Die Inzidenz sinkt in allen Altersgruppen ab 5 Jahren.
Zum ersten Mal seit Ende September sinken die Positivraten wieder leicht in fast allen Altersgruppen.
Da die Zahl der neu bestätigten Infektionsfälle (blaue Balken) im Wochenrhythmus schwankt, wird an dieser Stelle auch ein Mittelwert der jeweils vergangenen sieben Tage angegeben (blaue Linie). Da die vergangenen sieben Tage betrachtet werden, läuft dieser Wert den Meldezahlen immer etwas nach.
Die Tatsache, dass die Kreise in Deutschland sehr unterschiedliche Einwohnerzahlen haben, macht die Vergleichbarkeit schwer. Relative Maßzahlen können bei kleinen Kreisen dazu führen, dass Zufallsschwankungen großen Einfluss haben, große Kreise haben bei gleicher relativer Anzahl viel mehr Fälle, so dass sie bei absoluten Maßzahlen eher auffallen.
Die folgenden beiden Tabellen enthalten vier verschiedene Maßzahlen. Für den 6.12.2021 werden jeweils die für sieben Tage geglätteten Fallzahlen pro Tag und die Inzidenz angegeben. Darüber hinaus wird jeweils die Differenz der Maßzahl zu dem Wert vom 29.11.2021 angegeben, um eine Veränderung zur Vorwoche zu betrachten.
Die erste Tabelle zeigt die zehn Kreise mit den höchsten Differenzen der Fallzahlen zur Vorwoche, in der zweiten Tabelle werden die Kreise mit den höchsten Differenzen der Inzidenz zur Vorwoche angegeben. Während auf Grund der absoluten Maßzahl in der ersten Tabelle eher große Kreise enthalten sind, werden in der zweiten Tabelle tendenziell kleinere Kreise aufgezählt. Beide Tabellen geben keine Aussage darüber, ob hier steigende Fallzahlen im gesamten Kreis oder nur in einigen Einrichtungen vorliegen.
Landkreis | Differenz Fälle pro Tag | Fallzahlen pro Tag | Differenz Inzidenz | Inzidenz |
---|---|---|---|---|
LK Meißen | 563.4 | 986.4 | 1631.6 | 2856.6 |
LK Mittelsachsen | 349.4 | 962.3 | 804.4 | 2215.1 |
LK Börde | 191.1 | 249.6 | 782.8 | 1022.1 |
SK Köln | 143.3 | 717.6 | 92.2 | 461.7 |
LK Mansfeld-Südharz | 94.9 | 287.4 | 492.1 | 1491.0 |
LK Saalekreis | 81.6 | 360.7 | 310.7 | 1373.7 |
LK Saalfeld-Rudolstadt | 71.3 | 263.0 | 483.5 | 1783.9 |
LK Wittenberg | 70.3 | 245.4 | 393.7 | 1374.9 |
LK Lippe | 65.1 | 198.6 | 131.2 | 400.0 |
SK Berlin Marzahn-Hellersdorf | 60.9 | 167.0 | 157.8 | 433.0 |
Landkreis | Differenz Fälle pro Tag | Fallzahlen pro Tag | Differenz Inzidenz | Inzidenz |
---|---|---|---|---|
LK Meißen | 563.4 | 986.4 | 1631.6 | 2856.6 |
LK Mittelsachsen | 349.4 | 962.3 | 804.4 | 2215.1 |
LK Börde | 191.1 | 249.6 | 782.8 | 1022.1 |
LK Hildburghausen | 60.9 | 179.4 | 674.0 | 1987.4 |
LK Mansfeld-Südharz | 94.9 | 287.4 | 492.1 | 1491.0 |
LK Saalfeld-Rudolstadt | 71.3 | 263.0 | 483.5 | 1783.9 |
LK Wittenberg | 70.3 | 245.4 | 393.7 | 1374.9 |
LK Saalekreis | 81.6 | 360.7 | 310.7 | 1373.7 |
LK Kyffhäuserkreis | 30.7 | 118.4 | 289.7 | 1117.1 |
LK Gotha | 49.4 | 270.6 | 256.5 | 1403.9 |
Diesem Report liegen die Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) zu Grunde, die auf GitHub zur Verfügung gestellt werden. Da ein Teil der Daten erst Tage nach dem offiziellen Meldedatum vom RKI erfasst werden, können sich diese auch nachträglich ändern. Insbesondere die jüngsten Daten unterliegen in der Regel noch starken Veränderungen und werden in diesem Report deswegen grau hinterlegt. Der Datensatz ist nach den Landkreisen und kreisfreien Städten, Berlin zusätzlich in die Bezirke aufgeteilt. Die Zahl der nicht diagnostizierten Fälle ist unbekannt und daher nicht enthalten.
Weitere Datenquellen sind die SurvStat-Datenbank des RKI und das DIVI-Intensivregister. Bevölkerungsdaten stammen aus der Genesis-Datenbank des statistischen Bundesamts beziehungsweise des Landesamts Berlin-Brandenburg.
Der in diesem Bericht verwendete Begriff Inzidenz ist allgemein als die Häufigkeit der in einer Zeitspanne neu auftretenden Fälle einer Erkrankung innerhalb einer Population definiert. Hier sind damit immer die in den vergangenen sieben Tagen gemeldeten Fälle pro 100 000 Personen gemeint.
Seit Beginn des Jahres 2020 und verstärkt in Zeiten der Corona-Pandemie verfolgt und bewertet die Redaktion und das SMC Lab täglich alle zugänglichen Daten und Meldezahlen zu COVID-19. Doch Zahlen, Fakten und Grafiken reichen für sich allein nicht aus, das komplexe Geschehen angemessen zu beschreiben und zu verstehen, was relevant ist.
Für informierte Diskussionen hatte das SMC Lab, seine Programmierer, Software-Experten und unser Statistiker bereits zu Jahresbeginn Tools zur Verfügung gestellt, damit die Redaktion interaktiv Daten zu COVID-19 verfolgen, diese visuell leicht erfassbar darzustellen und um wichtige Maßzahlen in Zeitreihen beobachten zu können - für Deutschland, die Bundesländer, die Kreise und kreisfreien Städte sowie International.
Diese Tools stellen wir nun schrittweise in interaktiven Apps zur Verfügung, damit Nutzerinnen und Nutzer dort Daten anschauen und downloaden können, die für Sie relevant sind.
Die Meldezahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) zur Corona-Epidemie in Deutschland finden Sie unter diesem Link.
Die internationalen Meldezahlen der Weltgesundheitsorganisation WHO finden Sie unter diesem Link.
Wenn Sie Fragen zu diesen Daten haben oder Auswertungen für weitere Länder erhalten wollen, das SMC Lab kann Auswertungen erzeugen.
Lars Koppers, Gastwissenschaftler am SMC Lab
Heinz Greuling, Leiter Innovation Digitale Medien
Marleen Halbach, Redaktionsleiterin
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