Medizin & Lebenswissenschaften

26. Oktober 2018

Zeitumstellung

Europa hat die Wahl: Soll für die Sommerzeit bald die letzte Stunde schlagen – oder wird es weiter den Wechsel zwischen Normal- und Sommerzeit geben? Hört endlich das Fragen auf: Werden die Uhren nun zurück- oder vorgestellt? Nach der Umfrage der EU im Sommer 2018 [1][2] hat der Präsident der Europäischen Kommission Jean-Claude Juncker rasch verkündet, die Sommerzeit-Richtlinie aufheben zu wollen. Ende März 2019 würden die Uhren zum letzten Mal gemeinsam eine Stunde vorgestellt, danach stehe es den Nationen frei, welche Zeit gelten solle [3].
In Deutschland haben sich viele politisch Verantwortliche schnell für eine ganzjährige Sommerzeit ausgesprochen. Das bedeutet faktisch einen Wechsel der Zeitzone von der Mitteleuropäischen Zeit in die Osteuropäische Zeit.

Politisch ist derzeit offen, ob sich die Vorgaben tatsächlich so schnell abschaffen lassen. Doch das wäre auch eine Chance. Denn wissenschaftlich gibt es nur sehr wenige Antworten auf die Frage, welche Folgen ein permanenter Wechsel in eine andere Zeitzone für Deutschland hätte.

Dieses Fact Sheet enthält daher den Stand der Wissenschaft über den jährlichen Wechsel und, soweit möglich, auch Hinweise auf mögliche Folgen.

Sie können sich das Fact Sheet hier als pdf herunterladen.

Übersicht

  • Normalzeit und Zeitzonen: Warum gibt es sie?
  • Sommerzeit: Was ist das? Wozu gibt es sie?
  • Sommerzeit: Gebrauch in anderen Ländern
  • Zeitumstellung: Wechsel in eine andere Zeitzone
  • Zeitumstellung: permanente gesundheitliche Folgen
  • Zeitumstellung: vorübergehende gesundheitliche Folgen
  • Zeitumstellung: Wie steht es mit dem Einsparen von Energie?
  • Zeitumstellung: Was sagt das Recht?
  • Literaturstellen, die zitiert wurden

Normalzeit und Zeitzonen: Warum gibt es sie?

Bis in die Neuere Geschichte bestimmte der Sonnenlauf die Zeit. Jeder Ort hatte seine eigene Zeit, die vom Sonnenhöchststand im Süden bestimmt wurde. Der zunehmende Reiseverkehr machte es nötig, das Chaos von Ortszeiten zu beseitigen. Die Zeiten sollten synchronisiert und in Zeitzonen zusammengefasst werden.

  • Erst als um 1750 das sogenannte »Längenproblem« gelöst wurde – mit Hilfe einer störungsfrei laufenden Uhr – entkoppelte man sich vom Sonnenlauf und band sich an eine von der Sonne unabhängigen Zeit: die Normalzeit.
  • Dazu teilten die Vertreter von 25 Nationen am 13. Oktober 1884 auf der Internationalen Meridian-Konferenz in Washington, D.C. die Weltkugel – ausgehend vom Greenwich-Nullmeridian – den 24 Stunden eines Tages entsprechend – in 24 Zeitzonen ein, jeweils in einer Breite von 15 Grad.
  • Die Normalzeit (auch Zonenzeit, Standardzeit oder auch—nicht amtlich im Gegensatz zur Sommerzeit: Winterzeit) ist die in einer jeweiligen Zeitzone gesetzlich vorgeschriebene, amtliche Zeit.
  • Erreicht die Sonne ihren Höchststand am Mittag an einem bestimmten Ort, ist es dort exakt 12:00 Uhr (wahre) Sonnenzeit, dann sollte die Normalzeit in der entsprechenden Zeitzone nicht mehr als eine Stunde (plus/minus) abweichen.
  • Das bedeutet, 12:00 Uhr Mittag wahre Sonnenzeit liegt im Lauf des Jahres
    am westlichen Rand der Zeitzone (Dortmund): zwischen 12:13 und 12:43 Uhr MEZ,
    in der Mitte der Zeitzone (Görlitz): zwischen 11:43 und 12:06 Uhr MEZ ,
    am fiktiven östlichen Rand der Zeitzone (Lublin): zwischen 11:13 und 11:43 Uhr MEZ .
  • In Deutschland waren die Vorreiter die deutschen Eisenbahnen. Sie führten die Mittlere Eisenbahn Zeit (M.E.Z.) für den 15. Längengrad ab dem 1. Juli 1891 ein.
  • 1893 legte das Deutsche Reich diese Zeit als Mitteleuropäische Zeit (MEZ) fest.

In Europa sind die wichtigsten Zeitzonen und ihre Normalzeiten:

  • Westeuropäische Zeit WEZ = UCT ± 0 (Greenwich Mean Time GMT, Weltzeit, Greenwich-Zeit, genauer die von der Erdrotation unabhängige, von Atomuhren erzeugte UTC: Coordinated Universal Time) für die westeuropäischen EU-Länder (Vereinigtes Königreich, Irland, Portugal)
  • Mitteleuropäische Zeit MEZ = UCT +1 (Central European Time CET)
    für fast alle EU-Länder (außer den west- oder osteuropäischen Ländern)
  • Osteuropäische Zeit OEZ = UTC +2 (East European Time EET)
    für die osteuropäischen EU-Länder (Bulgarien, Estland, Finnland, Griechenland, Lettland, Rumänien, Zypern), aber auch Ukraine
  • UTC + 3 (Moskau-Zeit, Bagdad-Zeit, Arabische Standardzeit, Ostafrikanische Zeit)
    für die Länder Türkei, Russland (europäischer Teil) und die arabischen und ostafrikanischen Länder.

Die fiktiven, geraden Zeitzonengrenzen durch die Meridiane halten sich natürlich nicht an Staatsgrenzen. Daher sind die gesetzlichen Zeitzonen aus geografischen, historischen und politischen Gründen angepasst oder sogar erweitert worden:

  • Beispiel: die Mitteleuropäische Zeitzone. Sie ist weit nach Westen erweitert um die Benelux-Staaten, Frankreich und Spanien – sie gehören eigentlich und gehörten seit Einführung der Zeitzonen zur Westeuropäischen Zeit WEZ wie das Vereinigte Königreich.
    Die Niederlande waren in dieser Zeitzone wie Frankreich bis zur deutschen Besatzung 1940.
  • General Franco wollte den Anschluss an die faschistischen Staaten Deutschland und Italien und wechselte für Spanien ebenfalls 1940 die Zeitzone [4].
    In Spanien gab es (2013) Bestrebungen, zur alten Zeitzone zurückzukehren [5].
    Die Zeitzonen nach Westen zu erweitern hat drastische Folgen:
    Als Beispiel zwei Städte, die fast auf demselben Längengrad liegen, das galizische Vigo, die westlichste Stadt Spaniens – und Porto, Portugal.
    Im Lauf des Jahres ist Mittag (Sonnenzeit 12:00 Uhr) in
    Vigo   ( 8,7 W) zwischen  13:18 und 13:49 Uhr Normalzeit, dagegen in
    Porto (  8,6 W) zwischen  12:17 und 12:48 Uhr Normalzeit.

Sommerzeit: Was ist das? Wozu gibt es sie?

Sommerzeit ist die um eine Stunde vorgestellte Normalzeit in den Sommermonaten und in gemäßigten Breiten. Sie wurde schon früh vorgeschlagen. In der Regel ging es dabei um die Einsparung von künstlichem Licht – vor der Einführung von elektrischem Licht ein erheblicher Kostenfaktor.

  • Erst als um 1750 das sogenannte »Längenproblem« gelöst wurde – mit Hilfe einer störungsfrei laufenden Uhr – entkoppelte man sich vom Sonnenlauf und band sich an eine von der Sonne unabhängigen Zeit: die Normalzeit. Benjamin Franklin empfahl 1784 im Journal de Paris wegen der Verschwendung von künstlichem Licht ein der Tageshelligkeit angepasstes, früheres Auf- und Zubettgehen.
  • George Vernon Hudson, ein Insektenforscher, empfahl 1895 vor der Royal Society of New Zealand die Einführung einer Sommerzeit.
  • William Willett 1907, »der Vater der Sommerzeit«, wie er in England genannt wird, wollte Beleuchtungskosten sparen – mit Unterstützung Winston Churchills [6].
  • Eingeführt wurde die erste Sommerzeit auf der Welt jedoch im Ersten Weltkrieg:
    Der deutsche Kaiser verordnete 30. April 1916 für das Deutsche Reich eine Sommerzeit. Begründet wurde sie mit einer Energie-Einsparung. Frankreich und das Vereinigte Königreich, Österreich-Ungarn und das Osmanische Reich folgten.
  • Nach Kriegsende 1919 schaffte auch Deutschland die Sommerzeit wieder ab. Das Vereinigte Königreich und Frankreich behielten sie: Großbritannien ohne Unterbrechung zwischen den Weltkriegen, Frankreich schaffte sie nach Protesten von Landwirten 1922 ab.
  • Im Zweiten Weltkrieg führte Deutschland 1940 die Sommerzeit wieder ein, die besetzten und alliierten Länder folgten. 1945, nach Kriegsende, schafften die meisten Länder die Sommerzeit wieder ab. In Deutschland lief die Sommerzeit 1949 aus.
  • Mit der Ölkrise 1973 diskutierten viele Länder in Europa eine Wiedereinführung der Sommerzeit. Frankreich führte sie 1976 ein. Auch in der BRD wurde eine Einführung der Sommerzeit 1977 diskutiert. Einen Einspareffekt versprach man sich davon allerdings nicht und lehnte eine Einführung nur aus diesem Grund ab. Jedoch machte der Bundestag klar, dass bei einer Einführung der Sommerzeit in der DDR der Westen folgen würde, um eine einheitliche Zeit in Deutschland zu erhalten. Das geschah 1980 [7, S. 26].
  • In der EU wurde 1998 die Sommerzeit im ganzen Gebiet einheitlich eingeführt. Die Hoheit über die Sommerzeit liegt seitdem bei der Europäischen Kommission. Begründet wurde die Vereinheitlichung vor allem mit wirtschaftlichen Vorteilen, gerade für das Transportgewerbe.

Sommerzeit: Gebrauch in anderen Ländern

Nicht nur die EU-Staaten befolgen eine Sommerzeit.

  • Europa: Auch die angrenzenden Staaten wie Norwegen und Schweiz halten sich an die Sommerzeit. Gründe waren stets, den Handel zu erleichtern und mögliche Energieeinsparungen.
  • USA: Alle Bundesstaaten außer Arizona und Hawaii halten sich an die Sommerzeit allerdings in einem anderen Zeitraum als die EU. Das US Department of Energy hat 2008 die gesamte Energieeinsparung durch die Sommerzeit im Jahre 2007 auf 0,03 Prozent des gesamten Stromverbrauches der USA beziffert [8].
  • Russland, China, Japan: In den Ländern Russland und China wird keine Sommerzeit mehr befolgt. 2011 schaffte Russland sie ab. Dies war Teil einer Kampagne zur Harmonisierung und Verringerung der Zeitzonen [9].
    China befolgte eine Sommerzeit zwischen 1986 und 1991. Sie wurde aber 1992 wegen mangelnder Akzeptanz abgeschafft. 2007 wurde sie jedoch wieder erwogen, um Strom zu sparen.
    Japan hat nie eine Sommerzeit befolgt, aber 2008 eine Einführung erwogen, um den “Action Plan for Achieving Low Carbon Society” der OECD (2010) einzuhalten [10].
  • Beginn und Ende der Sommerzeit
    In Europa (und nicht nur in der EU) beginnt die Sommerzeit (mitteleuropäische Sommerzeit) im Frühling am letzten Sonntag im März (einheitlich um 01:00 WEZ = 02:00 MEZ). Dann werden die Uhren um eine Stunde vorgestellt (auf 02:00 Uhr WESZ = 03:00 MESZ). Im Herbst endet die Sommerzeit am letzten Sonntag im Oktober (einheitlich um 02:00 WESZ = 03:00 MESZ). Dann werden die Uhren um eine Stunde zurückgestellt (auf 01:00 WEZ = 02:00 MEZ).
    In den USA, Kanada und Mexiko beginnt die Sommerzeit dagegen am zweiten Sonntag im März und endet am ersten Sonntag im November.
  • Übersicht Sommerzeit rund um den Globus – heute und gestern:
    DST Use Worldwide – Past and Present: [11]

Zeitumstellung: Wechsel in eine andere Zeitzone

Mit der Einführung einer permanenten Sommerzeit verschiebt man faktisch die eigene Zeitzone um eine Zeitzone nach Osten. Damit weicht man vom ursprünglichen Ziel der Zeitzonen ab: eine einheitliche Zeit möglichst synchron zur lokalen Sonnenzeit. Bis 2015 stand eine Abschaffung der Sommerzeit in Europa oder gar ein Wechsel in eine andere Zeitzone nicht zur Debatte. Studien, die dieses Vorhaben untersuchen, sind daher kaum unternommen worden. Trotzdem haben in der Vergangenheit immer wieder einzelne Länder versucht, diesen Schritt zu gehen:

  • Vereinigtes Königreich: Mehrfach wurde in Großbritannien diskutiert, von der Normalzeit GMT / UTC abzuweichen und eine permanente Sommerzeit einzuführen, während des Krieges auch mit einer zusätzlichen Sommerzeit. Diese Zeit wurde als British Double Standard Time (BDST) bezeichnet. Ein groß angelegter Versuch begann 1968, wurde aber 1971 wieder abgebrochen. Ergebnisse zu Energieeinsparung, Gesundheit und Verkehr s.u. [7][12][13][14].
  • Russland: 2011 wurde in Russland die permanente Sommerzeit eingeführt, nach Protesten wurden die Uhren 2014 jedoch wieder auf Normalzeit zurückgestellt. Untersuchungen über mögliche Folgen sind leider nicht bekannt [15].
  • Türkei: Sie benutzte die Sommerzeit seit 1916 bis 2016, mit Beschluss der türkischen Regierung sollte sie jedoch ab da permanent die Sommerzeit verwenden. Im Oktober 2017 gab der türkische Ministerrat bekannt, er folge einem Richterspruch, der der Regierung verbiete, die Uhrzeit permanent vorzustellen; es solle wieder die Sommerzeit benutzt werden. Dem kam aber das türkische Kabinett zuvor und ordnete die permanente Sommerzeit an. Faktisch ist damit seit 2017 die Türkei eine Zeitzone weiter nach Osten gewandert [16][17].

Zeitumstellung: permanente gesundheitliche Folgen

Die Sommerzeit kann durchaus gesundheitliche Beeinträchtigungen mit sich bringen, die bis zur nächsten Zeitumstellung anhalten. Sie werden ausgelöst durch das Verschieben um eine Stunde im Zeitlauf der sozialen Kontakte gegenüber der lokalen Sonnenzeit. Insgesamt gibt es deutlich weniger Studien zu diesen Effekten auf die Gesundheit, da sie eine längere und deutlich aufwändigere Beobachtung erfordern. Auch Vorher-Nachher-Vergleiche oder Kontrollgruppen-Studien sind nur schwer möglich. Bisher wurden daher fast nur vorübergehende physiologische Effekte der Sommerzeit untersucht.
Ausnahme wären die Länder, die in der Vergangenheit schon einmal die Zeitzone gewechselt haben und wieder in sie zurückgekehrt sind, etwa Großbritannien und Russland. Jedoch liegen hierzu derzeit keine wissenschaftlichen Studien vor. [Vgl. 18 S. 22]

Allgemein

Vorübergehende und beständige Effekte der Sommerzeit wirken sich unterschiedlich auf die verschiedenen Rhythmus-Systeme im Menschen aus. Einige Rhythmen reagieren auf die Umstellung empfindlich und zeitigen dauernde Folgen. Andere bleiben unbeeinflusst und dem Lauf der Sonne angepasst. Unklar ist, wie sich diese Unterschiede auf die Gesundheit des Menschen insgesamt auswirken.

Effekte auf den Schlaf-Wach-Rhythmus und weitere zirkadiane Rhythmen:

  • Schlafzeit und Dämmerungsverlauf: Schlafzeiten passen sich in den Wintermonaten (also in der Normalzeit) an den saisonalen Verlauf der Morgendämmerung an im Vergleich zu Sommermonaten, wo diese Anpassung nicht stattfindet (Kantermann et al., 2007). Durch das plötzliche Umstellen auf die Sommerzeit wird die natürliche Anpassung an den Sonnenverlauf gestört und hat dadurch Einfluss auf den saisonalen biologischen Rhythmus und das zirkadiane System.
  • Dagegen spricht, dass die Schlafenszeit nicht während des ganzen Jahres an den Verlauf der Morgendämmerung angepasst ist. Das hätte beispielsweise sehr frühe Aufwachzeiten im Sommer in den nördlichen Ländern zu Folge [19].

Stresshormon Cortisol:

  • Die Ausschüttung des Hormons folgt dem Tages- (zirkadianen) Rhythmus. Er ist beim Aufwachen morgens am höchsten und nimmt kontinuierlich bis Mitternacht ab.
  • Das Ausschütten von Cortisol bleibt auch während der Sommermonate an den Sonnenverlauf und den Zeitpunkt des Sonnenaufgangs angepasst. Dieser Verlauf passt sich also nicht der Sommerzeit an, der Hormonspiegel ist entsprechend um eine Stunde gegen die Normalzeit verschoben.
  • Die Folge davon ist, dass sich die verschiedenen zirkadiane Systeme unterschiedlich anpassen und somit in unterschiedlichen Rhythmen verlaufen. Welche genauen Folgen eine »Desynchronisation« der Rhythmen auf den Menschen hat, ist bisher unklar. [20]

Auswirkungen auf Freizeitformen und -Verhalten

Vor allem Menschen mit stark vorgegebener Tagesroutine, beispielsweise durch feste Arbeitszeiten, können einen Nutzen aus dem frühen Aufstehen für ihre Freizeit am Nachmittag und Abend ziehen. Das kann Sport, Familie oder gesellschaftliches Leben betreffen und sich positiv auf die allgemeine Gesundheit und soziale Zufriedenheit auswirken. Effekte sind jedoch schwer bis gar nicht messbar. Wissenschaftler haben bis jetzt vor allem Art und Qualität der Freizeitaktivitäten untersucht, jedoch nicht den Einfluss auf Gesundheit oder Wohlbefinden.

  • Positiver Effekt auf Gesundheit und das Freizeitverhalten: Es wurde mehr Zeit (etwa 30 Minuten pro Tag) mit Freizeitaktivitäten und weniger Zeit (etwa 9 Minuten pro Tag) vor dem Fernsehen verbracht. Außerdem steigt die Zahl der Personen (um 3 Prozent), die überhaupt Zeit für Freizeit im Freien anwenden. Eine mögliche Erklärung ist, dass nachmittags durch die Zeitumstellung ein längerer, zusammenhängender Zeitabschnitt zur Freizeitgestaltung zur Verfügung steht als morgens. [21]
  • Körperliche Aktivität: Die Sommerzeit steigert die körperliche Aktivität bei Schulkindern nach einem Schultag [22]. Eine andere Studie zeigt dagegen, dass sich in der Sommerzeit weder Zeitdauer noch tatsächliche Ausübung der körperlichen Aktivitäten erhöhen [23]. Im Vergleich dazu zeigt eine Studie, dass die Sommerzeit keinen beziehungsweise einen leicht negativen Effekt auf die Aktivität der Menschen hat. Vor der Sommerzeit gaben mehr Menschen an Sport zu treiben als nach der Umstellung [24].
  • Gesundheitliche Folgeeffekte, die durch veränderte Freizeitaktivitäten entstehen können, sind unter anderem mehr Sport-, Freizeit- und Verkehrsunfälle (durch erhöhtes Verkehrsaufkommen). Außerdem könnte eine Erhöhung der UV-Exposition durch Verschiebung der Zeit des Höchststands der Sonne, mehr und größere Schäden für Haut und Augen zur Folge haben. Bisher wurden zu diesem Thema jedoch nur Studien in Australien durchgeführt. Bisherige Empfehlungen in der Mittagszeit die Sonne zu meiden müssten daher zeitlich angepasst werden [25][26][27].

Psychologische Effekte

Licht und vor allem Tageslicht haben – unbestritten – eine große Wirkung auf die Psyche.

  • Dennoch wurden bisher im Zusammenhang mit der Zeitumstellung noch keine Studien dazu durchgeführt.
  • Vermutlich gibt es während der Sommerzeit weniger saisonal bedingte Depressionen, je früher die Menschen im Verhältnis zum Sonnenaufgang aufstehen [28].

Indirekte Effekte

  • Es wird ein allgemein positiver Effekt der Sommerzeit auf das Verkehrsaufkommen vermutet [29].
  • Man geht dabei davon aus, dass sich die bessere Schlafqualität auf eine erhöhte Konzentration der Verkehrsteilnehmer auswirkt.
  • Andere Studien zeigen allerdings widersprüchliche Ergebnisse im Bereich Verkehrssicherheit. Man vermutet mehr Verkehrsunfälle am Morgen durch ein erhöhtes Verkehrsaufkommen während der Dämmerung und morgendlichen Dunkelheit. Abends werden weniger Verkehrsunfälle erwartet, abhängig von den verbesserten Lichtverhältnissen. Daher geht man im Allgemeinen von einem positiven Effekt der Sommerzeit auf die Verkehrssicherheit durch bessere Sichtverhältnisse aus [30][31].

Zeitumstellung: vorübergehende gesundheitliche Folgen

Die vorübergehenden Folgen der Zeitumstellung wurden deutlich häufiger untersucht als die langfristigen. Die Wissenschaftler untersuchten dabei den Einfluss der Zeitumstellung auf biologische Tagesrhythmen (zirkadiane Rhythmen), auf Herzinfarktrisiko, Leistungsvermögen, Befindlichkeiten und Verkehrsunfälle. Die Ergebnisse der Studien unterscheiden sich jedoch zum Teil sehr. Grund dafür sind zum Beispiel kurze Beobachtungszeiträume, kleine Stichproben, unterschiedliche Studiendesigns, verschiedene Rahmenbedingungen bis hin zum Breitengrad, der einen Einfluss auf die Tageslichtdauer hat.

Fest steht: Die Zeitumstellung hat einen kurzfristigen Einfluss auf den zirkadianen Rhythmus.

  • Zirkadiane Rhythmen beschreiben Körpervorgänge, die synchron zu tagesperiodischen Rhythmen verlaufen, wie beispielsweise der Tag-Nacht-Rhythmus, der Ruhe-Aktivitäts-Rhythmus, die hormonellen Abläufe im Körper und die Körpertemperatur.
  • Rhythmen werden aufgeprägt durch Faktoren aus der Umwelt, laufen jedoch auch bei Abwesenheit der Zeitgeber als innere Uhr weiter.
  • Licht ist dabei der wichtigste Zeitgeber. Licht synchronisiert zirkadiane Systeme auf tagesperiodische Rhythmen. Bei Fehlen der Zeitgeber laufen die Systeme in diesen Rhythmen weiter, jedoch weichen in ihrer Periodenlänge etwas vom 24 Stunden Rhythmus ab [32][33].
  • Die Zeitumstellung verschiebt die sozial auferlegte zeitliche Tagesstruktur um eine Stunde. Weil der zirkadiane Rhythmus weiter dem Sonnenlicht folgt, gerät er gegenüber dem sozialen Tagesablauf kurzfristig aus dem Tritt.
  • Die einzelnen zirkadianen Rhythmen reagieren unterschiedlich auf die Zeitumstellung. Bisher ist unklar, was die unterschiedliche Anpassung der Systeme für deren Zusammenspiel bedeutet.

Schlaf-Wach-Rhythmus

Rhythmen benötigen einige Tage um sich an die Zeitumstellung anzupassen [34][35]. Dabei wirken sich die Zeitumstellung im Frühjahr und im Herbst unterschiedlich auf den Menschen aus.

  • Es besteht Evidenz, dass sich der Schlaf-Wach-Rhythmus binnen einer Woche wieder anpasst, dass sich jedoch manche Menschen auch vier Wochen nach der Zeitumstellung nicht anpassen [36].
  • Vor allem im Frühjahr beeinträchtigt die Umstellung das zirkadiane System, wobei vor allem Schlaf-Wach-Rhythmus und Ruhe-Aktivitäts-Rhythmus beeinflusst werden. Dies hat negative Folgen für die Schlafqualität und Schlafdauer. Die Gesamtschlafzeit wird weniger und geht mit späteren Einschlafzeiten und früheren Aufwachzeiten einher. Außerdem verschiebt sich das Aktivitätsmuster und es kann zu einer höheren Tagesmüdigkeit kommen. Wissenschaftler fordern daher, bei Abschaffung der Zeitumstellung zur Normalzeit zurückzukehren [80].
  • Die Zeitumstellung im Herbst ruft insgesamt weniger Anpassungsschwierigkeiten hervor. Im Vergleich zur Zeitumstellung im Frühjahr passt sich beispielsweise die Schlafzeit binnen ein bis zwei Wochen an [37][38][39].
  • Erklärung für die unterschiedlichen Ergebnisse der Studien könnte eine Studie liefern, die die unterschiedlichen Auswirkungen auf Kurz- und Langschläfer untersucht hat. Für Kurzschläfer mit einem täglichen Schlafbedarf von weniger als 7½ Stunden erhöhte sich die Gesamtschlafdauer. Für Personen mit hohem Schlafbedarf verringerte sie sich. Kurzschläfer reagierten vor allem in den ersten fünf Tagen mit Einschlafproblemen und verschlechterter Schlafeffizienz, was sich wiederum auf die Gesamtschlafzeit auswirkt. Dies stützt Ergebnisse, dass sich der Schlaf-Wach-Rhythmus binnen einer Woche anpasst [36].
  • Chronobiologie und Chronotypen [40]: Zirkadiane Rhythmen sind individuell unterschiedlich und abhängig von genetischer Veranlagung, Alter und Geschlecht.
    Im Allgemeinen werden Chronotypen grob in zwei Extreme aufgeteilt:
    Der frühe Chronotyp (Frühaufsteher oder »Lerche«, rund 20 Prozent der Bevölkerung) steht früh auf, ist morgens aktiv und geht abends früh zu Bett.
    Der späte Chronotyp (Spätaufsteher oder »Eule«, etwa 20 Prozent der Bevölkerung) schläft morgens länger und wird spät abends aktiv.
    Zwischen beiden Extremen liegt der Misch- oder Normaltyp (rund 60 Prozent der Bevölkerung) [41].
  • Es gibt eine Reihe von Tests, um seinen Chronotyp einfach zu bestimmen [42].
  • Studienlage: Allgemein ist die Studienlage widersprüchlich und dünn. Die beiden extremen Typen reagieren unterschiedlich auf eine Zeitumstellung, abhängig vom Zeitpunkt. Vor allem jedoch scheint die Umstellung im Frühjahr Eulen, den späten Chronotypen, Probleme zu bereiten. Späte Chronotypen glichen ihre Schlafzeiten nur vorübergehend und ihr Aktivitätsmuster gar nicht an den neuen Rhythmus an [19].
  • Lebensalter: Der individuelle Chronotypus verändern sich im Laufe des Lebens, daher hat die Zeitumstellung unterschiedliche Einflüsse abhängig vom Alter. Kinder gehören zu den frühen Chronotypen, dies ändert sich jedoch im Laufe der Pubertät, in der sie den späten Chronotypen wechseln. Vor allem Jugendliche haben daher Probleme bei der Umstellung im Frühjahr. Das äußert sich in schlechterer Schlafeffizienz, längerer Gesamtschlafzeit und erhöhter Tagesmüdigkeit. Schüler und Studenten sind daher eine besonders betroffene Gruppe [39][43][44].
  • Im Bericht der EU-Kommission von 2007 wird gefragt, ob die Zeitumstellung den biologischen Rhythmus störe und möglicherweise langanhaltende, negative gesundheitliche Auswirkungen haben könnte. Fazit ist nach Abwägung aller Studien: Die Störungen seien nur in der Woche nach der Umstellung feststellbar und haben keine langanhaltend negativen Auswirkungen für die menschliche Gesundheit [45].

Auswirkungen auf weitere zirkadiane Rhythmen

  • Die Leistungsfähigkeit wird nicht beeinflusst wegen schlechterer Schlafqualität, denn die Leistungsbereitschaft ist auch unter normalen Umständen vom zirkadianen Rhythmus abhängig [46]. Das kognitive Leistungsvermögen ist eine Woche nach der Zeitumstellung nicht schlechter [47].
  • Die Ergebnisse zeigen, dass die Zeitumstellung im Frühjahr in sechs europäischen Ländern (Dänemark, Litauen, Norwegen, Schweden, Spanien und Finnland) keinen Einfluss auf die Schulleistungen hat. Eine Woche vor und eine Woche nach der Zeitumstellung sind keine signifikanten Veränderungen der Schulleistungen im Fach Mathematik und beim Leseverständnis nachweisbar [48].
  • Eine Studie findet eine schlechtere Reaktionsbereitschaft, längere Reaktionszeit und erhöhte Fehlerhäufigkeit nach der Zeitumstellung im Frühjahr, die auch während der gesamten Woche nach der Umstellung anhält [43].
  • Herzinfarktrisiko: Bisher gibt es keine eindeutigen Hinweise, ob die Zeitumstellung das Herzinfarktrisiko verändert [49]. Es scheint offenbar einen leichten Anstieg der Herzinfarkte im Frühjahr zu geben. Es besteht jedoch kein signifikant höheres Herzinfarktrisiko. Die Studienlage scheint lediglich darauf hinzudeuten, dass sich das Auftreten im Frühjahr nach der Umstellung verschiebt, nicht jedoch die Zahl der Herzinfarkte insgesamt [50][51].
  • Weitere Studien zum Thema: [52][53][54][55].

Allgemeine gesundheitliche Auswirkungen

  • Die Mehrheit der Studien deutet darauf hin, dass die Zeitumstellung im Frühjahr keine bis mögliche Einflüsse auf den allgemeinen Gesundheitszustand hat (subjektiv wahrgenommener Gesundheitszustand, Arztbesuche und Krankenhauseinweisungen). Im Herbst scheint sich der allgemeine Gesundheitszustand zu bessern. Die Autoren führen das zurück auf den Ausgleich des verbreiteten Schlafmangels in der Bevölkerung.
  • Die Zahl der Arztbesuche steigt in den ersten zwei bis drei Wochen nach der Zeitumstellung an: im Frühjahr um 10,9 Prozent; im Herbst um 8,5 Prozent [56][57].
  • Nach der Zeitumstellung gehen die Krankenhauseinweisungen im Herbst zwischen Montag und Donnerstag um etwa 7,5 % zurück (Rückgang auf die gesamte Woche nach der Zeitumstellung hochgerechnet). Es gibt allerdings im Frühjahr keinen Einfluss auf den allgemeinen Gesundheitszustand mit folgendem Krankenhausaufenthalt [51][58].
  • Auch der allgemeine, subjektiv wahrgenommene Gesundheitszustand verändert sich im Frühjahr nicht, im Herbst bessert er sich leicht [51][59].

Psychologische Effekte

  • Es konnte bisher kein Zusammenhang zwischen Zeitumstellung und psychischen Erkrankungen nachgewiesen werden [60].
  • Ebenso wurde kein Zusammenhang zwischen Häufigkeit und Ausmaß von manischen Episoden gefunden. Der Einfluss der Zeitumstellung auf die Suizidrate konnte nur in einer Studie nach der Zeitumstellung im Herbst statistisch belegt werden und das nur bei Männern und nur für die Jahre vor 1986. Vermutlich hatte das soziale, kulturelle oder ökonomische Gründe. Es gibt also insgesamt keinen nachgewiesenen statistischen Zusammenhang [58][61].

Indirekte Effekte

  • Verkehrsunfälle: Die vermuteten Einflussfaktoren im Bereich der Verkehrssicherheit sind: Müdigkeit und Konzentrationsprobleme durch die Umstellung, veränderte Licht- und Straßenverhältnisse, Wildtier-Wechsel, Verhaltensänderungen und Auswirkungen auf das Verkehrsaufkommen.
  • Aber es gibt widersprüchliche Ergebnisse, ob und welche Folgen die Zeitumstellung im Frühjahr und Herbst hat. Es gab zwar in früheren Studien vermehrte Evidenz, dass es einen Anstieg der Verkehrsunfälle bei Umstellung im Frühjahr gebe. Die Angaben zum Anstieg der Verkehrsunfälle schwanken und liegen zwischen 7 bis 17 Prozent mehr Verkehrsunfällen am Montag bis eine Woche nach der Zeitumstellung [62][63][64][65][66].
  • Die aktuelle Studienlage zeigt aber keine Folgen der Zeitumstellung auf die Verkehrssicherheit. Die abweichenden Ergebnisse können etwa durch eine andere Methodik im Vergleichen erklärt werden, denn das Verkehrsaufkommen verändert sich im Laufe eines Monats [29][67][69].
  • Das TAB zieht daher das Fazit, verbesserte Sichtverhältnisse können für einen Rückgang der Unfallzahlen sorgen, was jedoch durch vermehrtes Verkehrsaufkommen während der Sommermonate kompensiert werden kann [29][67][70] vgl. [7].
  • Arbeits- und allgemeine Unfälle: Insgesamt belegen Studien eine erhöhte Zahl von Unfällen im Frühjahr und einen Rückgang im Herbst [71][37][51][58]. Jin und Ziebarth [51] geben an, dass es in der Woche nach der Zeitumstellung im Herbst 4 Prozent weniger Krankenhauseinweisungen gab. Außerdem wurde eine Zunahme um 27 Prozent der Unfälle in Abend- und Nachtstunden nach der Umstellung im Frühjahr gefunden, vermutlich durch veränderte Lebensgewohnheiten [72]. Dagegen konnte in einer anderen Studie keine Veränderung der Anzahl der Arbeitsunfälle nachgewiesen werden, weder im Frühjahr noch im Herbst [73].

Zeitumstellung: Wie steht es mit dem Einsparen von Energie?

Durch die Sommerzeit sollte ursprünglich Energie für künstliches Licht gespart werden, neben Heizung und Herd der Ort, wo am meisten Rohstoffe im Haushalt eingesetzt wurden. Zunächst Öl, später Gas oder Strom. Bis weit in die 1950er Jahre bedeutet das vor allem, Kohle zu sparen. Heute jedoch wird Licht fast ausschließlich durch Strom erzeugt. Gleichzeitig ist der Anteil der künstlichen Beleuchtung am Stromverbrauch von Haushalten deutlich gesunken.

  • Studien finden entsprechend auch nur sehr wenige und uneinheitliche Wirkungen der Sommerzeit. Die Nutzung von Strom in Haushalten hat sich seit den 1970er Jahren, zur Zeit der Einführung der Sommerzeit, jedoch erheblich geändert. Es ist daher offen, ob die meisten älteren Studien heute noch aussagekräftig sind.
  • Die bisher umfangreichste Zusammenfassung und Einordnung ist der Bericht des Büros für Technikfolgenabschätzung des Bundestages von 2016 [7], auf die sich mit Ergänzungen der Bericht des Wissenschaftlichen Dienst des EU-Parlaments [74] stützt.
  • Die Stromeinsparungen in Haushalten liegen in den untersuchten Studien und Berichten zufolge im Schnitt bei -0,131 Prozent des jährlichen Stromverbrauchs; der Jahresendenergieverbrauch sinkt im Schnitt um 0,025% [7 S. 185].
  • Die jüngste, deutsche Studie von 2014 geht von einer Stromeinsparung von 0,21 Prozent aus; der Jahresenergieverbrauch sinkt durch die Sommerzeit um 0,045 Prozent. [7 S. 183]
  • Allerdings steigt die Möglichkeit für Photovoltaik-Anlagen-Besitzer, den erzeugten Strom selbst zu verbrauchen. Der Eigenverbrauchsanteil kann zwischen 0,5 und 1,2 Prozent steigen; PV-Anlagen-Besitzer profitieren also ein klein wenig von der Sommerzeit, [7 S. 63ff.] weil Nutzerprofil und Stromerzeugung durch PV-Anlagen in den Abendstunden besser zueinander passen.
  • Nur sehr wenige Studien betrachten auch den Heizbedarf. Im Schnitt ergibt sich jedoch auch bei einem Mehrbedarf für Raumwärme ein leichte Gesamtenenergieeinsparung. [7 S. 185]
  • Generell gilt für alle Studien, die einen Einfluss der Sommerzeit untersuchen: Studien aus anderen Ländern oder Kontinenten lassen sich auf Deutschland nur schwer übertragen:
    • die Breitengrade spielen für die Länge des Tages und die Auswirkungen eine erhebliche Rolle (s.o.)
    • die Entfernung vom Mittags-Meridian spielt eine wichtige Rolle
    • das Klima spielt eine wichtige Rolle für den Einsatz von Heizungen oder Klimaanlagen.
  • Der Bericht des TAB bietet daher eine Übersicht, inwieweit sich die Ergebnisse einzelner Studien übertragen lassen [7 S.180-182].

Zeitumstellung: Profitiert die Wirtschaft davon?

Gerade mit Blick auf die Wirtschaft und ihren Energiebedarf wurde ursprünglich die Sommerzeit eingeführt. Ob sie davon heute profitiert, konnten Studien bis jetzt nicht eindeutig beantworten.

  • Insgesamt jedoch scheint es so zu sein, dass von einer einheitlichen Zeitzone in Europa, mit einer koordinierten Zeitumstellung, vor allem das Transportwesen, namentlich die Bahnen, profitieren.
  • Der Luftverkehr hat demgegenüber weniger Probleme mit einer Umstellung zwischen Sommer- und Normalzeit [7 S. 75ff.].
  • Belastbare Forschungsergebnisse zu möglichem Nutzen oder Schaden durch die Sommerzeit gibt es derzeit jedoch nicht [7 S. 83].

Zeitumstellung: Was sagt das Recht?

Wie ist die rechtliche Situation in der EU, wenn man eine Abschaffung oder Umstellung der Sommerzeit verfolgen will? Derzeit in der EU gültig für die Sommerzeit ist die Richtlinie 2000/84/EG, die prinzipiell geändert werden kann und müsste:

  • EU-Kommission (2007): Mitteilung der Kommission an den Rat, das Europäische Parlament und den Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss gemäß Artikel 5 der Richtlinie Nr. 84/2000/EG zur Regelung der Sommerzeit [77].
  • Dies geht nach Artikel 294 im Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union (AEUV): [78]
    auf vier mögliche Weisen:
    (1) Die Kommission selbst kann initiativ werden (Artikel 114 Absatz 1 AEUV) etwa aufgrund neuer wissenschaftlicher Ergebnisse;
    (2) das EU-Parlament kann initiativ werden (Artikel 225 AEUV);
    (3) der Rat kann die EU-Kommission auffordern, initiativ zu werden (Artikel 241 AEUV);
    (4) die Kommission kann auf eine europäische Bürgerinitiative reagieren (Artikel 11 Absatz 4) durch den Vertrag über die Europäische Union (EUV): [79]
  • Aufgrund des Initiativmonopols der Kommission ist sie allerdings in keinem Fall verpflichtet, einen »Rechtsetzungsakt« einzuleiten.
  • Einschätzungen: (1) ist unwahrscheinlich, weil keine neue wissenschaftliche Erkenntnisse vorliegen, die eindeutig sind, und im Wege der Rechtsangleichung die bestehenden Regeln national angeglichen und zudem unbefristet sind;
    (2) bedarf einer einfachen Mehrheit im EU-Parlament;
    (3) bedarf einer einfachen Mehrheit im Rat – die Mehrheiten sind unsicher;
    (4) bedarf eines Quorums von 1 Million EU-Bürgern. Die Konsultation der Bevölkerung von 2018 ist allerdings in diesem Sinne keine Bürgerinitiative.

Literaturstellen, die zitiert wurden

[1] Europäische Kommission (2018): Öffentliche Konsultation zur Sommerzeitregelung.

[2] Europäische Kommission (2018): Commission staff working document. Public consultation EU summertime arrangements. Report of results. 

[4] Boletino oficial del Estado (08.03.1949) no 68, p 1675

[6] Willet W (1907): The Waste of Daylight

[7] Bilanz der Sommerzeit: Endbericht zum TA-Projekt, - Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB), Bericht Nr. 165, Februar 2016.

[8] U.S. Department of Energy (2008): Impact of Extended Daylight Saving Time on National Energy Consumption. Report to Congress. Energy Policy Act of 2005, Section 110.

[9] zitiert nach [74]: Russian Life, 2010. Closer regions. May/June 2010, Vol. 53 Issue 3, p 8-11.

[10] Japanische RergierungTime (2008): Action Plan for Achieving a Low-carbon Society.

[11] Timeanddate (2018): Daylight Saving Time Statistics.

[13] The Royal Society for the Prevention of Accidents (2017): Road Safety. Single Double British Summertime.

[14] Hollingshead I (2006): Whatever happened to Double Summer Time? Guardian. Stand: 24.06.2006.

[15] Timeanddate (2014): Russia Returns to Standard Time All Year. Stand: 22.07.2014.

[16] Worldbulletin (2017): Turkish court rules against year-round daylight saving. Stand: 27.09.2017.

[17] Timeanddate: (2017): Turkey Will Not Reintroduce DST Changes. Stand: 23.11.2017.

[18] Bennett O et al. (2016): British Summer Time. Briefing Paper, Number 03796, House of Commons Library.

[19] Kantermann T et al. (2007): The human circadian clock’s seasonal adjustment is disrupted by daylight saving time. Current Biology. 17(22), 1996–2000. DOI: doi.org/10.1016/j.cub.2007.10.025.

[20] Hadlow NC et al. (2014): The effects of season, daylight saving and time of sunrise on serum cortisol in a large population. Chronobiology International. 31(2), 243–251. DOI: 10.3109/07420528.2013.844162.

[22] Goodman A et al. (2014): Daylight saving time as a potential public health intervention: An observational study of evening daylight and objectively measured physical activity among 23,000 children from 9 countries. International Journal of Behavioral Nutrition and Physical Activity. 11(84). DOI: 10.1186/1479-5868-11-84.

[23] Zick CD (2014): Does daylight savings time encourage physical activity? Journal of Physical Activity and Health. 11(5), 1057–1060. DOI: 10.1123/jpah.2012-0300.

[24] Rosenberg M et al. (2010): The power of policy to influence behaviour change: Daylight saving and its effect on physical activity. Australian and New Zealand Journal of Public Health. 34(1), 83–88. DOI: doi.org/10.1111/j.1753-6405.2010.00479.x.

Radiation Protection in Australasia. 16(3), 13–20. doi.org/10.1016/j.jphotobiol.2008.01.010. ;

[26] Parisi AV et al. (2008): Influence of summer daylight saving time on scattered erythemal solar ultraviolet exposures. Journal of photochemistry and photobiology B: Biology. 91 (1), 35–40. DOI: 10.1016/j.jphotobiol.2008.01.010.

[27] Stick C (2007): Sonnenzeit – die Bedeutung der gesetzlichen Zonenzeit für die UV‐ Exposition der Haut. Journal der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft. 5(9), 788–792. DOI: 10.1111/j.1610-0387.2007.06421.x.

[28] Olders H (2003): Average sunrise time predicts depression prevalence. Journal of Psychosomatic Research. 55(2), 99–105. DOI: 10.1016/S0022-3999(02)00479-8.

[29] Sood N et al. (2007): The short and long run effects of daylight saving time on fatal automobile crashes. The B.E. Journal of Economic Analysis & Policy. 7(1), Article 11. DOI: 10.2202/1935-1682.1618.

[30] Adams J et al. (2005): Year-round daylight saving and serious or fatal road traffic injuries in children in the north-east of England. Journal of public health. 27(4), 316–317. DOI: doi.org/10.1093/pubmed/fdi047.

[31] Coate D et al. (2004): The effects of daylight and daylight saving time on US pedestrian fatalities and motor vehicle occupant fatalities. Accident Analysis & Prevention. 36(3), 351–357. DOI: 10.1016/S0001-4575(03)00015-0.

[32] Kantermann T. (2008): Challenging the human circadian clock by daylight saving time and shift-work. Academic dissertation at the Centre for Chronobiology, Institute for Medical Psychology, Ludwig-Maximilians-University Munich, München.

[33] Münch M et al. (2017). The effect of light on humans. In: Changing perspectives on daylight: Science, technology, and culture. Science.

[34] Valdez P et al. (2003): Adjustment to the sleep-wake cycle to small (1-2h) changes in schedule. Biological Rhythm Research 34(2), 145–155. DOI: 10.1076/brhm.34.2.145.14494.

[35] Monk TH et al. (1980): Spring and autumn daylight saving time changes: Studies of adjustment in sleep timings, mood, and efficiency.  Ergonomics. 23(2), 167–178. DOI: 10.1080/00140138008924730.

[36] Harrison Y (2013): Individual response to the end of daylight saving time is largely dependent on habitual sleep duration. Biological Rhythm Research. 44(3), 391–401: DOI: 10.1080/09291016.2012.692255.

[37] Barnes CM et al. (2009): Changing to daylight saving time cuts into sleep and increases workplace injuries. Journal of Applied Psychology. 94(5), 1305–1317. DOI: 10.1037/a0015320.

[38] Michelson W (2011): Sleep time: Media hype vs. diary data. Social Indicators Research. 101(2), 275–280. DOI: 10.1007/s11205-010-9647-y.

[39] Tonetti L et al. (2013): Effects of transitions into and out of daylight saving time on the quality of the sleep/wake cycle: An actigraphic study in healthy university students. Chronobiology International. 30(10), 1218–1222. DOI: 10.3109/07420528.2013.812651.

[40] Roenneberg T et al. (2007): Epidemiology of the human circadian clock. Sleep Medicine Reviews.11(6), 429–438. DOI: 10.1016/j.smrv.2007.07.005.

[41] Adan A et al. (2012) Circadian Typology: A Comprehensive Review. Chronobiology International. 29 (9), 1153-1175, DOI: 10.3109/07420528.2012.719971.

[42] Zum Beispiel: Zulley  J et al. (2009): Der Eulen-Lerchen-Test

[43] Medina S et al. (2015): Adverse effects of daylight saving time on adolescents' sleep and vigilance. Journal of Clinical Sleep Medicine. 11(8), 879–884. DOI: 10.5664/jcsm.4938.

[44] Schneider AM et al. (2009): Daytime sleepiness during transition into daylight saving time in adolescents: Are owls higher at risk? Sleep Medicine. 10(9), 1047–1050. DOI: 10.1016/j.sleep.2008.08.009.

[45] Reincke K-J et al. (1999): Summer Time. Thorough examination of the implications of summer-time arrangements in the Member States of the European Union. Executive Summary. Leiden.

[46] Burgess HJ et al. (2013): Can small shifts in zirkadian phase affect performance? Applied Ergonomics. 44(1), S. 109–111. DOI: 10.1016/j.apergo.2012.05.007.

[48] Herber S et al. (2015): Does the transition into daylight saving time affect students’ performance? BERG Working Paper No. 100, Bamberg.

[49] Laugsand LE et al. (2011): Insomnia and the risk of acute myocardial infarction: A population study. Circulation 124(19), 2073– 2081. DOI: 10.1161/CIRCULATIONAHA.111.025858.

[51] Jin L et al. (2015): Does daylight saving time really make us sick? IZA Discussion Paper No. 9088, Bonn.

[52] Sandhu A et al. (2014): Daylight savings time and myocardial infarction. Open Heart 1(1). DOI: 10.1136/openhrt-2013-000019.

[53] Čulić V (2013): Daylight saving time transitions and acute myocardial infarction. Chronobiology International. 30(5), 662–668. DOI: 10.3109/07420528.2013.775144.

[54] Jiddou MR et al. (2013): Incidence of myocardial infarction with shifts to and from daylight savings time. The American Journal of Cardiology. 111(5), 631–635. DOI: 0.1016/j.amjcard.2012.11.010.

[56] Beauvais Consultants (1990): Impact de l'heure d'été sur la santé. Paris, zitiert nach [7  S. 90f]

[57] EU-Kommission (2000): Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates zur Regelung der Sommerzeit. KOM(2000) 302 endgültig – COD (2000) 140. Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften C 337 E vom 28.11.2000, S. 136–137, Brüssel.

[58] Deutsche Krankenhausstatistik, zitiert nach [51] 2015, S. 40

[59] »Behavioral Risk Factor Surveillance System« (BRFSS) zitiert nach [51] 2015, S. 38 und 39

[60] Shapiro CM et al. (1990): Daylight saving time in psychiatric illness. Journal of Affective Disorders. 19(3), 177–181. DOI: 10.1016/0165-0327(90)90089-Q.

[61] Berk M et al. (2008): Small shifts in diurnal rhythms are associated with an increase in suicide: The effect of daylight saving. Sleep and Biological Rhythms. 6(1), 22–25. DOI: 10.1111/j.1479-8425.2007.00331.x.

[62] Monk TH (1980): Traffic accidents as a possible indicant of desynchronosis. Chronobiologia. 7(4), 527–529.

[63] Coren S (1996): Daylight savings time and traffic accidents. The New England Journal of Medicine. 334(14), 924–925.

[64] Vincent A (1998): Effects of daylight time on collision rates. The New England Journal of Medicine. 339(16), 1167–1168.

[65] Lambe M (2000): The shift to and from daylight savings time and motor vehicle crashes. In: Accident Analysis and Prevention 32(4), S. 609–611.

[66] Varughese J et al. (2001): Fatal accidents following changes in daylight savings time: the American experience. Sleep Medicine. 2(1), 31–36. DOI: 10.1016/S1389-9457(00)00032-0.

[67] Huang D et al. (2010): The effects of daylight saving time on vehicle crashes in Minnesota. Journal of Safety Research. 41(6), 513–520. DOI: 10.1016/j.jsr.2010.10.006.

[68] Lahti TA (2010): Daylight saving time transitions and road traffic accidents. Journal of Environmental and Public Health. 2010, 657167. DOI: 10.1155/2010/657167.

[69] RSA (Road Safety Analysis), PACTS (Parliamentary Advisory Council for Transport Safety) (2010): How does daylight saving time affect the safety of Britain's roads?

[70] Alsousou J et al. (2009): Daylight savings time (DST) transition: The effect on serious or fatal road traffic collision related injuries. Injury Extra 40(10), 211–212. DOI: 10.1016/j.injury.2009.06.241.

[71] Coren S (1996): Accidental death and the shift to daylight savings time. Perceptual and Motor Skills. 83(3), 921–922. DOI: 10.2466/pms.1996.83.3.921.

[72] Pfaff G et al. (1982): Mehr Unfälle durch die Sommerzeit? International Archives of Occupational and Environmental Health. 49(3–4), 315–323. DOI: 10.1007/BF00377940.

[73] Holland NJ (2000): Daylight savings time changes and construction accidents. Journal of Construction Engineering and Management. 126(5), 404– 406.

[75]   Hill SI et al. (2010): The impact on energy consumption of daylight saving clock changes. Energy Policy. 38(9), 4955–4965. DOI: 10.1016/j.enpol.2010.03.079.

[76] Crowley S et al. (2014): Changing Time: Possible Effects on Peak Electricity Generation. The Economic and Social Research Institute. Working Paper No. 486. Dublin.

[80] European Biological Rhythms Society (2018): To the EU-Commission on DST