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19.04.2016

Technologien für die Energiewende auf der Hannover Messe (25.04. - 29.04.2016)

Die Hannover Messe versteht sich als die größte Industrie- und Energiemesse der Welt. Am Sonntag, 24.04.2016, werden US-Präsident Barack Obama und Bundeskanzlerin Angela Merkel gemeinsam die Messe eröffnen. Forscher zahlreicher ingenieurwissenschaftlicher Universitäten und Institute präsentieren hier ihre neuesten Entwicklungen und Forschungsprojekte. 2016 ist Energie ein wichtiger Schwerpunkt der Messe. Insbesondere Technologien für die Kopplung von Stromerzeugung, Wärmeversorgung und Mobilität spielen dabei eine zentrale Rolle, denn sie tragen maßgeblich zum Gelingen der Energiewende bei. Das Science Media Center Germany nimmt den Termin zum Anlass, zu diesen Energietechnologien Stellungnahmen von Experten zu veröffentlichen.

Übersicht

     

  • Dr. Olaf Wollersheim, Leiter des Projekts Competence E, Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Karlsruhe
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  • Prof. Dr. Michael Sterner, Leiter der Forschungsstelle Energienetze und Energiespeicher (FENES), Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg (OTH), Regensburg
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  • Prof. Dr. Mathias Noe, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Technische Physik, Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Karlsruhe
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  • Prof. Dr. Christian Rehtanz, Leiter des Instituts für Energiesysteme, Energieeffizienz und Energiewirtschaft (ie3), Technische Universität Dortmund, Dortmund
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  • Prof. Dr. Jochen Knebel, Bereichsleiter des Bereichs 3 Maschinenbau und Elektrotechnik, Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Karlsruhe
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  • Prof. Dr. Claudia Kemfert, Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Berlin 
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Dr. Olaf Wollersheim

Leiter des Projekts Competence E, Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Karlsruhe:

„Aus meiner Sicht ist der Megatrend der Hannover Messe 2016 Integration, also die Verknüpfung von Maschinen, Energieflüssen und Informationen, die bisher für sich abgeschlossene Systeme gebildet haben. Ein Beispiel hierfür sind die integrierten Energiesysteme, in denen Strom, Wärme und chemische Energieträger wie Wasserstoff, Synthesegas oder synthetische Kraftstoffe miteinander vernetzt werden. Ein anderes Beispiel ist Industrie 4.0, in der letztlich gesamte Wertketten miteinander vernetzt und gesteuert werden können. Diese Art von Vernetzung von bisher getrennten Systemen ist notwendig, um einerseits die Energieversorgung mit immer höheren Anteilen erneuerbarer Energie versorgungssicher und kostengünstig zu gestalten und andererseits Produktionsprozesse mit immer höherer Flexibilität bei gleichzeitig reduzierter Durchlaufzeit versehen zu können. Die Fähigkeit zur Systemintegration stellt in Zukunft einen massiven Wettbewerbsvorteil dar gegenüber Anbietern, die lediglich Systemkomponenten, wenn auch vielleicht in immer besserer Qualität, anbieten können.“

Prof. Dr. Michael Sterner

Leiter der Forschungsstelle Energienetze und Energiespeicher (FENES), Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg (OTH), Regensburg:

„Die Antwort auf das Pariser Klimaabkommen heißt: Raus aus Kohle, Erdöl und Erdgas – rein in Energieeffizienz und erneuerbare Energien. Wir werden diese Dekarbonisierung nicht nur im Stromsektor brauchen, sondern auch in der Wärmeversorgung, im Verkehr und in der chemischen Industrie. Die günstigsten Potenziale erneuerbarer Energien liegen in der Windenergie und im Solarstrom. Konsequenterweise sollten wir diese Energieformen auch für Wärme, Verkehr und chemische Industrie nutzen, und das gelingt über den Brückenschlag der ‚Sektorkopplung‘: Die Verbindung von Strom und Wärme erfolgt über flexible Blockheizkraftwerke (BHKW), Wärmepumpen und Heizstäbe; die Verbindung von Strom und Verkehr über Elektromobilität und Stromkraftstoffe. Strom- und Chemiesektor verbinden sich über ‚Power to X‘. Wir sind in der Forschung und Entwicklung sehr weit. Technologien wie Elektrolyseure sind technisch einsatzbereit. Es fehlt lediglich noch an den energiepolitischen Rahmenbedingungen, der Technologie zum wirtschaftlichen Durchbruch zu verhelfen. 

So ist es nicht verwunderlich, dass auch die Hannover Messe das Thema aufgreift und in der Leitmesse Energy in den Mittelpunkt stellt. In diesem Umfeld sind Themen wie ‚Power to Heat‘, ‚Power to Gas‘ und ‚Power to X‘ bei den Industrie- und Forschungsvertretern in den jeweiligen Feldern klar im Fokus der Ausstellung.“

Prof. Dr. Mathias Noe

Geschäftsführender Direktor des Instituts für Technische Physik, Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Karlsruhe:

„Die wichtigste Entwicklung auf diesem Gebiet (der Supraleitung in der Energietechnik, Anm. d. Red.) ist, dass Supraleiter der zweiten Generation nun in einer Menge und Qualität verfügbar sind, die große Prototypen und erste kommerzielle Anwendungen ermöglichen. Dies ist zunehmend in den verschiedenen Anwendungsbereichen der Supraleitung zu sehen. Insbesondere bei Stromleitungen und Fehlerstrombegrenzern werden erste Produkte mit nahezu revolutionären Eigenschaften angeboten: Durch supraleitende Stromleitungen lassen sich die Leitungsverluste um mehr als 50 Prozent senken, und die Trassenbreite für sie beträgt weniger als zehn Prozent der herkömmlichen Trassenbreite.“

Prof. Dr. Christian Rehtanz

Institut für Energiesysteme, Energieeffizienz und Energiewirtschaft (ie3), Technische Universität Dortmund, Dortmund:

„Das, was die Maschinenbau- und Automatisierungsindustrie als ‚Industrie 4.0‘ bezeichnet, ist in der Energietechnik unter dem Begriff ‚Smart Grids‘ seit mehreren Jahren ein stark getriebenes Thema. Letztendlich sind es dieselben Mechanismen, die durch informations- und kommunikationstechnische Überwachung und Verknüpfung die Komponenten des Energiesystems verbinden und damit das Gesamtsystem optimieren. Das Ziel der Optimierung und Verknüpfung ist die Angleichung zwischen erneuerbaren Einspeisern und Verbrauchern durch beiderseitige Flexibilität. Die Kompetenz im Bereich Elektro- und Informationstechnik wird zunehmend wichtiger und verdrängt den Maschinenbau.“

Prof. Dr. Jochen Knebel

Bereichsleiter des Bereichs 3 Maschinenbau und Elektrotechnik, Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Karlsruhe:

„Aus Sicht der Forschung stellen innovative Technologien für unsere künftige Energieversorgung, für eine multimodale Mobilität sowie für Lichttechnik und Leichtbau einen wichtigen Trend auf der Hannover Messe 2016 dar. Diese Entwicklungen erfordern eine enge Wechselwirkung und intensive Kooperation zwischen der Wirtschaft und der Wissenschaft, so dass diese innovativen Ideen auch nachhaltig, bezahlbar und gesellschaftlich akzeptiert auf den Markt kommen. Oftmals werden diese Innovationen von Nachwuchskräften an Hochschulen und Forschungseinrichtungen erdacht und entwickelt und dann konsequent im Rahmen von Ausgründungen vermarktet.“

Prof. Dr. Claudia Kemfert

Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Berlin:

„Absolut zu Recht sind integrierte Energiesysteme der Trend schlechthin. Um die Energieversorgung zu großen Teilen auf erneuerbare Energien umzustellen, werden alle Energiesysteme, Strom, Wärme und Mobilität, transformiert und integriert werden müssen. Überschüssiger Strom aus erneuerbaren Energien kann beispielsweise in Batterien von Elektroautos oder aber über die Herstellung von Wasserstoff oder Methan gespeichert werden. Auch Wärmespeicher werden mehr an Bedeutung gewinnen. Integrierte Energiesysteme kombinieren all diese Bereiche miteinander und sind somit die Schlüsselbereiche der zukünftigen Energieversorgung.“ 

Mögliche Interessenkonflikte:

Prof. Dr. Mathias Noe: Mitgründer der Vision Electric Superconductors GmbH

Alle anderen: Keine angegeben.

Als Aussteller auf der Hannover Messe gemeldet sind das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und die Technische Universität Dortmund.